Rosa und die Tücken der Lauischlucht-Fotografie
Wann quetschen sich die Streiflichter an einem prächtigen Sommertag in ihren Regenschutz und verpassen den Kameras ein Regenmänteli à la Hundefrauchen ihrem preisgekrönten Vierbeiner? Das muss sich wohl wieder einmal um einen Streifzug besonderer Art handeln. Mit Fotorucksack und Stativ streifen wir durch die dunkle, imposante Rosenlauischlucht im Berner Oberland.
Die steilen, vom Wasser schwarz glänzenden Felswände, Sonnenlichtspiele, funkelnde Mikrowassertropfen und das sprudelnde Gletscherwasser in der Tiefe laden geradezu ein, sich fotografisch zu verweilen. Wenn man doch nur das ohrenbetäubende Wassergetöse auf den Fotografien festalten könnte! Bei diesem Natursound ist das Reden miteinander anstrengend. Der perfekte Moment, in sich zu kehren und den Fokus ganz auf die tollen Sujets zu legen.
Für alle Hobbyfotografinnen und -fotografen, die diesen Blog lesen, hier die Streifliechtli-Insider-Tipps:
- Das Wischtuch gehört bei dieser Mission in den Jackensack und ist dauernd im Einsatz. Ein Wassertropfen auf der Linse kann das tollste Bild einfach – PLUP – ruinieren. Aber Achtung: Wischtuch und gebrauchtes Papiertaschentuch nicht verwechseln.
- Ich habe mich beim Höhlenbesuch fürs falsche Objekt entschieden. Das lichtempfindliche Nikon-Objektiv AF-S 24-70mm ist zwar ein Garant für tolle Aufnahmen, doch dieses Mal habe ich wohl danebengegriffen. Das Weitwinkelobjektiv hätte mir besser gedient, da die Felsformationen in der Weitwinkel-Totalen dramatischer und cooler wirken (das ist meine Meinung). Die verspielten Details der Steinformationen könnte ich zwar stundenlang bestaunen, aber auf den Bildern kann man sie zu wenig fassen oder einordnen, weil es kein Bildbezug gibt und der Kontrast zu gering ist. Das Ergebnis ist eine dunkle, undefinierbare Steinsosse. Bei Detailaufnahmen muss man nach meiner Meinung einen Kontrast bilden können, dann wird es interessant.
- Nun fragt sich wahrscheinlich jeder Fotografierende, wieso ich denn das Objektiv nicht einfach gewechselt habe? Also: Die umherschwirrenden Wassertropfen haben mich davon abgehalten. Denn meine Kamera hatte gerade eine Säuberungsaktion beim Fachspezialisten hinter sich, und so wollte ich das Innere des Gehäuses nach einem Sandsturm nicht in ein Schwimmbad verwandeln. Das Objektiv blieb die ganze Zeit drauf. Deshalb: Weitwinkel vor dem nassen Höhlentrip installieren.
- Conny hat Aufnahmen mit dem Graufilter gemacht, um das fliessende Wasser länger zu belichten. Fazit: Der Grauverlaufsfilter hätte sich besser geeignet, denn der Kontrast zwischen dem hellen Wasser oder dem hellen Himmel und dem dunklen, schattigen Felsen ist einfach zu gross. Bei langen Belichtungszeiten ist entweder das Wasser zu hell oder der Fels zu dunkel…
- Irene hat da eine andere Technik angewendet: Sie hat eine Belichtungsserie fotografiert. Dabei werden mehrere Bilder mit verschiedenen Belichtungseinstellungen gemacht – natürlich auf dem Stativ, damit der Bildausschnitt gleich bleibt. Bei der Nachbearbeitung werden die Bilder sozusagen übereinander gelegt. Von jedem Bild wird der am besten belichtete Bildausschnitt übernommen. Es gibt in Photoshop und Lightroom auch Funktionen, die das automatisch machen – das heisst dann HDR.
Unser Fazit nach dem Schluchtshooting: Nach dem Shooting ist vor dem Shooting. Wir möchten unsere Kenntnisse verfeinern und die Learnings verwerten. Ihr dürft also auf die nächsten Bilder gespannt sein.
Und weiter führt uns der Streifzug zum Fotoabenteuer Schäful im Aletschgebiet
Nach einem kleinen Imbiss im wunderschönen Rosenlaui-Jugendstilhotel geht es dann mit Connys Bussli über den Grimsel. Bei der Passabfahrt erinnern wir uns mit einem Blick zum Furkapass an die tolle Milchstrassenjagd vor drei Jahren. Was wir doch alles schon erlebt haben zusammen – es ist einfach genial! Bald sind wir in Blatten, wo wir während zwei Tagen den Schäful auf der Belalp fotografieren.
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(Für die Streiflichter bloggt Karin Brun-Lütolf )