Wir Streiflichter teilen zusammen die Leidenschaft des Fotografierens. Zusammen streifen wir durch unseren Lebensraum, fokussieren, beobachten, denken in kleinen und grossen Bildern und fangen die Fragmente des besonderen Moments ein. Wir freuen uns, wenn wir unsere Bilder mit dir teilen dürfen.

Streife mit uns durchs Leben, miteinander fangen wir das besondere Licht ein.

MAKING OF

Wenn Streiflichter auf Streifzug sind, sieht das so aus …

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Auf den Spuren von Daisy und Rapunzel im Simmental

2 Kilogramm Reis, 4 Kameras, 15 Objektive, Grau- und Verlaufsfilter in allen Abstufungen, 3 Stative, 5 Rucksäcke, Ladegeräte, Speicherkarten, Fernauslöser, Computer, Festplatten, Smartphones, Regenschutz, Regenhosen, Wanderschuhe, Trekkingschuhe, Ausgehschuhe, Stirnlampe, Guezli, Kaffee, Zahnbürstli, Haarbürste, Sonnencreme, Nachtcreme, Tagescreme und selbstverständlich all das Nützliche und Unnützliche, was Frau noch so dabei hat. Das war die Grundausstattung unserer Streiftour ins Simmental. 

Wie sollte es auch anders sein, wenn (B)engel reisen. Es regnet in Strömen am Donnerstagmorgen. Bereits schon während der Nacht hat es die Ziegel fast vom Dach geschwemmt. Unser Plan für die erste Tagesstreiftour: Fotoshooting in der Biosphäre Entlebuch, danach Impressionen und Abendstimmung in Thun einfangen, etwas Feines essen, dann das „Zwischenlager“ im Simmental beziehen. Die Schlechtwetter-Verdrängungstaktik funktioniert genau bis 10 Uhr. Dann nämlich kommen Irene und Conny angefahren. Gummistiefel mitnehmen, ja oder nein? NEIN, NEIN, NEIN!

Kein Bock auf Gummistiefel!“

Und demzufolge auch nicht auf den Matsch in der Moorlandschaft der Biosphäre Entlebuch. Der Petrus kann uns den Streifzug nicht vermiesen. Bei der ersten Kaffee-Aufwärmrunde entschliessen wir uns für den spontan gefassten Plan B in der trockenen Beatus-Höhle am Thunersee. Unsere Reiseplanung ist in moderner Managersprache eben clever, flexibel und agil!

Die nächste Hürde folgt bei der Konsultation der Beatus-Höhlen-Webseite. „Stativ verboten“ steht da. Connys Puls rast in Rekordtempo auf 180. Rausch, rausch, rausch. Übersetzt aus dem Streiflichterjargon in die Laiensprache heisst das: Unbrauchbare Bilder. Denn in dunklen Räumen – oder eben in Höhlen – sollte man lange belichten bei einer tiefen ISO-Zahl. Ein Stativ ist deshalb Pflicht, denn sonst sind verwackelte Bilder vorprogrammiert. Alternativ kann man die ISO raufschrauben. Konsequenz: Einbussen in der Bildqualität (die Farben rauschen und es sind tausende kleine Pünktli ersichtlich). Und Conny ist allergisch auf Pünktli. Da holen wir zum zweiten Cleverness-Schlag aus: Nirgendwo steht nämlich auf der Webseite „Reissäckli verboten“ geschrieben. So basteln wir kurzerhand mit Karins Reisvorrat Säckli, auf welchen sich der Fotoapparat für Langzeitbelichtungen wunderbar platzieren lässt. Problem gelöst.

 


Tag 1: Katz und Maus-Spiel in den Beatus-Höhlen

Die Höhlen am Thunersee sind ein Blickfang. Krass, welche Kunstwerke und Formen hier im Berginnern während Millionen von Jahren entstanden sind. Es ist eindrücklich zu beobachten, wie das Wasser seinen Weg durch die unterirdischen Kanäle und Ritzen bahnt und Katz und Maus mit den Steinen spielt. Mit der Qualität der Bilder sind wir nur mässig zufrieden. Die Reissäckli konnten meist nicht hoch genug platziert werden. So waren auch die gewählten Perspektiven nicht optimal. Das nächste Mal lassen wir unseren Streiflichter-Charme „lo tschädere“ und fragen an, ob wir die Höhlen vor der offiziellen Öffnungszeit besuchen dürfen. Als Gegenleistung würden wir den Betreibern grossartige Bilder zur Verfügung stellen. Ehrenwort! Unser erster Shooting-Tag endet in der Abenddämmerung mit einem feinen Teller Pasta direkt am Thunersee. Spät abends erreichen wir unser Zwischenlager in Erlenbach im Simmental, von wo ein paar Stunden später die Reise schon wieder weiter geht.

Tag 2: Sibe Brünne – zauberhafter Wasserfall à la Rapunzels Haarpracht

Himmelblaue Morgenstimmung um 6 Uhr. Schnell hüpfen wir in die Klamotten, essen das herzig zubereitete Frühstück unseres Gastgebers im BnB (der Arme musste vor 6 Uhr aufstehen) und weiter geht es Richtung Lenk. Zwei Fotoleckerbissen stehen heute auf dem Programm: Wir wandern mit Sack und Pack entlang der Simmenfälle (1. Spot) zu den Sibe Brünne (2. Spot). Fulminant sind die tosenden, wuchtigen Simmenfälle für das Auge wie auch für das Ohr. Die frische Gischt benetzt fortwährend unsere Gesichter und unsere Linsen. Der Frühlingsmorgen beschert uns das perfekte Licht. Im Kontrast zum schäumenden Wasser und den dunklen, schroffen Felsen wirkt das Morgentau auf den Pflanzen sehr lieblich. Uns wird eine Märchenlandschaft à la Walt Disney serviert.

„So müssen sich Prinzessinnen auf ihrem Morgenspaziergang fühlen.
Da ein schimmernder Wasserdiamant, dort ein glitzernder Regenbogen… rüüdig schön.“

Nach einem zweieinhalbstündigen Marsch mit unzähligen Fotopausen (Nicht-Fotografen hätten beim Warten spätestens hier den Nervenzusammenbruch) kommen wir oben bei den Sibe Brünne an. Hier muss wohl eine weitere Zauberhand gewirkt haben. Es ist unwahrscheinlich schön, wie die verschiedenen Quellen ihren Weg aus der Kalksteinwand finden und talwärts strömen. So ähnlich wie Rapunzels Haar, welches wie samtiges Gold vom hohen Turm in die Tiefe gleitet. Ächt schwizerisch ist die Stimmung mit Alphornklängen auf der Alp. Wir Streiflichter geniessen die Ambiance in der Alpwirtschaft bei einer Käseschnitte, packen danach Kameras, Stative und Graufilter aus und dann taucht jede für sich in ihre eigene Bilderwelt ein. Bis… Karins brandneuer Filter bei der ersten! Installation – platsch – in den Bach fällt und in zwei Teile zersplittert. Dabei hat Conny doch gesagt „pass uuf“! Scho z’spot. Mist. 160 Mäuse gehen wortwörtlich den Bach runter. So machen wir am Wasserfall „Graufilter-Sharing“, damit Karin doch noch ein paar schöne Langzeitaufnahmen machen kann.

Erkenntnis:

Im Morgenlicht sind die Simmenfälle wunderschön zu fotografieren. Die Sibe Brünne sehen im Abendlicht wahrscheinlich noch schöner aus als tagsüber, da die weiche Abendsonne das Wasser besonders schön einfärbt. Wir müssen leider im Mittagslicht fotografieren. Schade.

Nach diesem wunderschönen Ausflug sind wir dann abends ordeli müde. Beim Einschlafen, direkt unterhalb der Simmenfälle, hören wir dem tosenden Wasser zu und lassen den wunderschönen Fototag nochmals Revue passieren.

Tag 3: Streiflichter-Frühlingsputz am Iiffigfall

Pipipip – nach ein paar Stunden Schlaf geht der gemeine Wecker bereits schon um 5.45 Uhr los. Drehen und weiterschlafen, als ob nichts wäre? Nichts da – wir sind keine Memmen. Ein Blick nach draussen genügt und wir stehen quasi schon in den Wanderschuhen. Kurz die warme Mütze auf die verwuschelten Haare montieren und ab gehts an das Lenkseeli, wo wir die Morgenstimmung einfangen wollen. Als die Sonne zu grell wird, ist es definitiv Zeit für ein Kafi-Päusli.

Die letzte Wanderung auf unserer dreitätigen Streiftour führt uns zum Iffigfall. Mit seinen 112 Metern wirkt er gigantisch hoch und wir fragen uns, wie viele Liter Wasser hier pro Sekunde zu Tal donnern. Wir widmen uns nochmals den Langzeitaufnahmen direkt am Wasserfall. Das Putztuch für das Objektiv ist hier obligatorisch. Denn die Gischt benetzt unsere Linsen fortlaufend wie eine Dusche. Das heisst scharf stellen, Objektiv putzen, schnell Filter aufschrauben, Linse abwischen, auslösen, wischen, auslösen, wischen… Nach einiger Zeit haben wir den Frühlingsputz gesehen. Wir sind langsam müde und „gesättigt“. Plaudernd und gut gelaunt laufen wir bergwärts und verstauen unsere Ausrüstung im Bussli.

Miss Simmental und Reifen-Episödeli in Zweisimmen

Die Fahrt dauert gerade mal 8 Minuten. Denn da steht am Strassenrand plötzlich DIE Simmentaler Schönheitskönigin schlechthin. Sie erinnert Karin an Kuh Daisy aus ihrer Kindheit. Wir können nicht anders, packen unsere Kameras nochmals aus und verewigen das wunderschöne Prachtsvieh.

Mit Daisy und vielen grossartigen Natur-Eindrücken im Rucksack gehts endgültig heimwärts Richtung Luzern. Meinen wir. Denn in Zweisimmen ist vorläufig Endstation. Pffffffff. Das darf doch nicht wahr sein! Die drei Streiflichter werden mit einem Reifenplatten „belohnt“. Ein zuvorkommender Retter in der Not hilft uns. Er beschafft uns einen alten Reifen, wechselt diesen und sichert uns damit die Heimreise. Vielen, vielen Dank! Aber unter uns gesagt: Wir sind sicher, Irene hätte diesen Radwechsel ebenfalls locker geschafft, denn unsere Ingenieurin hat im Berufsleben jede Maschine im Griff. Das verraten wir unserem Retter natürlich nicht…

A propos: Der in Plastiksäckchen verpackte Reis hat es auch wieder nach Luzern geschafft. Er landet demnächst in der Pfanne als Ticineser Risotto. Vielleicht unsere nächste Destination? Wir werden sehen.

(Für die Streiflichter bloggt Karin Brun-Lütolf )

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