Peperoncini-Feeling am Alpnacher Delta und auf dem Glaubenberg
Wenn Streiflichter ihre Stirnlampen aufsetzen, dann stehen drei Szenarien an: Entweder flüstern sich dann der Fuchs und der Hase gute Nacht ins Ohr, die Lerche ist mit ihrem morgige Warm-Up beschäftigt oder es regnet und ein Höhlenbesuch ist angesagt. In jedem Fall aber spielen ganz sicher die Elemente Fotografie, Licht und Zeit eine tragende Rolle.
So auch an diesem dunklen, kalten Oktobermorgen. Gemächlich trampeln wir in der sternenklaren Nacht auf dem kleinen Feldweg am Alpnacher Delta Conny hinterher, die sich an diesem Ort auskennt wie in ihrer eigenen Jackentasche. Oder besser gesagt, wie in ihrer Shopping-Bag (grösser und verwinkelter). Sie kennt jeden Pfosten, jede Pflanze, jede Wurzel und vor allem alle schöne Uferbereiche mit Sicht auf den Vierwaldstättersee. Wie oft hat sie hier schon die Abend- oder Morgendämmerung ins beste Licht gerückt? Wir wissen es nicht. Ihr eindrückliches Bildarchiv ist Beweis genug: Es sind einige Male.
Und so richten wir uns in der Dunkelheit, mit Stativ und Fernauslöser bewaffnet, an der Uferböschung ein, um dann den ersten Schuss zu lancieren, wenn die Nacht ganz zaghaft zur blauen Stunde wird. Wir lieben die Morgendämmerung!
Peperoncini-Stunde am Alpnachersee
Wir wissen alle: Peperoncinis sind seeeehr scharf. Und genau analog dieser Geschmacksnuance möchten wir auch unsere Bilder. In der Dunkelheit sind das Fokussieren und Scharfstellen eine Herausforderung. Davon können wir ganze Operetten singen.
Und hier verraten wir jetzt mal unsere in der Praxis mehrfach erprobten Tipps, gelernt und ausprobiert „on-the-Streifliechtli-Job“, und nicht im warmen Schulstübchen.
- Kamera aufs Stativ montieren
- Immer einen „Notgroschen“ im Sack haben, um allenfalls „lödelige“ Schrauben an der Stativ-Platte nachziehen zu können.
- Vibrationsmodus am Objektiv ausschalten
- Spiegelvorauslösung einstellen
- Fernauslöser installieren
- Life-Modus aktivieren, grösste Blende einstellen (kleine Blendenzahl). So wird nämlich der Bildschirm im Life-Modus noch heller, und man kann in der Dunkelheit besser scharf stellen und den Bildausschnitt wählen.
- Schärfe, Fokus und Brennweite manuell einstellen, evtl. hineinzoomen, um dem Peperoncini-Effekt noch näher zu kommen.
- Blende verkleinern auf z. B. 8 oder 11
- Lange Belichtungszeit wählen, je nach Lichtmenge (z. B. 10, 15, 30 Sekunden…)
Und los geht’s – geniiiiiiiiessen!
Spannend ist es, gerade am Wasser lange Belichtungszeiten zu wählen, weil das H2O auf dem Bild sehr weich wirkt.
Leider ist der Zauber der blauen Stunde immer viel zu schnell vorbei. Die Installation des Graufilters kann dabei helfen, den magischen Moment um ein kleines Mü zu verlängern und um längere Belichtungszeiten einstellen zu können.
Und ja, das Wetter. Da weiss man ja auch nie, was es macht. Beim Start in der dunklen, frühen Morgenstunde ist der Himmel nebelfrei und wolkenlos, und dann zieht der graue Deckel über die Köpfe hinweg. Dennoch werden wir mit einem Nebelschwädeli belohnt. Dieses wirkt sehr mystisch, auch wenn wir uns eigentlich auf ein schönes Morgenrot eingestellt haben… Naja. Das Fotografieren hat eben seine unberechenbaren Seiten und gerade dies sorgt immer wieder für Überraschungen. Unsere Erfahrung: Oft kehren wir nicht mit den Bildern nach Hause, die wir uns im Kopf ausgemalt haben. Doch die unerwarteten Bilder erfreuen und erstaunen uns manchmal umso mehr.
„Der mit dem Frost tanzt“ auf dem Glaubenberg
Die Stunden im Alpnacher Delta vergehen wie im Flug und so entschliessen wir uns, das Nebel-Sonnen-Gemisch im nahe gelegenen Glaubenberg zu suchen. An unscheinbaren Waldrändern präsentiert sich eine einmalige morgendliche Märchenwelt. Tausende farbig glitzernde Punkte umhüllen die Pflanzen ganz zart. Wir widmen unsere ganze Aufmerksamkeit dem Zauber des herbstlichen Frostes, welcher sich zuerst noch zaghaft gegen die Sonnenstrahlen wehrt, danach aber leider wehmütig dahin schmelzt. Es ist immer wieder faszinierend, in diese kleinen Naturspektakel abzutauchen und für sich die filigranen Zauber-Glitzer-Welten auf neue Weise zu interpretieren.
Hier auch noch ein kleiner Peperoncini-Tipp:
Eher mit mittlerer Blende fotografieren (z. B. 6). Die Wahrscheinlichkeit, die kleinen Kristallzacken scharf zu kriegen, ist so einfach grösser als mit ganz grosser Blende, fotografiert aus der Hand.
Wie ist dazu eure Meinung? Sie interessiert uns sehr!
(Für die Streiflichter bloggt Karin Brun-Lütolf )
Galerie Apnach-Glaubenberg anschauen